EXPertise

Fachgespräch mit HateAid über Hass im Netz und digitale Gewalt

„Hate Speech”, „digitale Gewalt” oder auch „Hass im Netz” sind in den letzten Jahren zu einem akuten Problem im digitalen Raum geworden. So werden wir immer häufiger Opfer von Beleidigungen und Drohungen im Internet und konsumieren dort menschenverachtende sowie diskriminierende Inhalte. Das führt sogar so weit, dass einige Menschen sich aus Angst vor Angriffen komplett aus digitalen Debatten zurückziehen. HateAid möchte dem aktiv entgegenwirken. Die Organisation ist nach eigenen Angaben die erste zivilgesellschaftliche Beratungsstelle für digitale Gewalt in Deutschland, die Betroffene mit kostenlosen Beratungen und Prozesskostenfinanzierung unterstützt. Wir haben in unserem Format EXPertise ein Interview mit Clara von HateAid geführt, in dem sie uns mehr über die alltägliche Arbeit bei HateAid verrät und uns erklärt, warum es so wichtig ist, sich vor digitalem Hass im Netz zu schützen.

Weitere Infos zu Hate Speech im Netz:

HateAid über Hass im Netz und wie man sich davor schützen kann

„Hate Speech”, „digitale Gewalt” oder auch „Hass im Netz” sind in den letzten Jahren zu einem akuten Problem im digitalen Raum geworden. So werden wir immer häufiger Opfer von Beleidigungen und Drohungen im Internet und konsumieren dort menschenverachtende sowie diskriminierende Inhalte. HateAid möchte dem aktiv entgegenwirken. Die Organisation ist nach eigenen Angaben die erste zivilgesellschaftliche Beratungsstelle für digitale Gewalt in Deutschland, die Betroffene mit kostenlosen Beratungen und Prozesskostenfinanzierung unterstützt. Wir haben eine HateAid-Mitarbeiterin am 06. Juli 2021 für Euch interviewt.

ExPO: Wie sieht eure Arbeit genau aus?

HateAid: Wir wollen mit unserem Angebot im Großen und Ganzen die Demokratie und Meinungsvielfalt stärken, weil wir beobachtet haben, dass Leute im Internet mundtot gemacht werden. Außerdem haben sie oft Angst, ihre Meinung zu sagen. Dadurch werden die Meinungsvielfalt und die Demokratie stark eingeschränkt. Dem wollen wir entgegentreten und die Betroffenen dabei unterstützen,
dass sie für ihre Rechte kämpfen können und dass eben auch die Täter*innen zur Verantwortung gezogen werden.

ExPO: Was sind die Hauptziele von HateAid?

HateAid: Wir wollen mit unserem Angebot im Großen und Ganzen die Demokratie und Meinungsvielfalt stärken, weil wir beobachtet haben, dass Leute im Internet mundtot gemacht werden. Außerdem haben sie oft Angst, ihre Meinung zu sagen. Dadurch werden die Meinungsvielfalt und die Demokratie stark eingeschränkt. Dem wollen wir entgegentreten und die Betroffenen dabei unterstützen, dass sie für ihre Rechte kämpfen können und dass eben auch die Täter*innen zur Verantwortung gezogen werden.

ExPO: Und wer arbeitet bei Euch?

HateAid: Also wir haben mittlerweile 40 Mitarbeitende. Wir sind damit enorm gewachsen und das zeigt natürlich auch den Bedarf. Zudem sind wir ziemlich divers und interkulturell aufgestellt und sprechen unterschiedliche Sprachen. Unser Berater*innen-Team besteht größtenteils aus Sozialpädagog*innen, Jurist*innen und dem Kommunikations-Team.

ExPO: Was ist für dich und HateAid digitale Gewalt?

HateAid: Digitale Gewalt ist jegliche Form von Anfeindungen, die im digitalen Raum passieren, von Einschüchterungsversuchen zu Erpressungen oder Bedrohungen.

ExPO: Welche Art von Anfragen erhaltet Ihr von Betroffenen digitaler Gewalt?

HateAid: Sehr viele Frauen melden sich bei uns, da diese oft von frauenfeindlichen Nachrichten und sexistischen Kommentaren betroffen sind, die schnell unter die Gürtellinie gehen. Aber uns erreichen auch immer wieder Meldungen zu Trans-Feindlichkeit, Antisemitismus und vieles aus der rechtsextremistischen Ecke. Generell sind Menschen, die Teil von vulnerablen Gruppierungen sind, betroffen.

ExPO: Zum Beispiel?

HateAid: Menschen mit Migrationshintergrund, Geflüchtete Menschen. Oder generell Personen, die in der Öffentlichkeit stehen und starke Meinungen vertreten. Das sind zum Beispiel Politiker*innen oder Influencer*innen.

ExPO: Welche Kommunikationsplattformen werden für Hassbotschaften genutzt?

HateAid: Das kommt ganz auf die Gruppierung an. Gerade für Anfeindungen aus der rechten Ecke werden oft Kanäle wie Telegram genutzt, wo es keine Gruppenbegrenzung oder Moderation gibt. Bei Politiker*innen bei denen Emailadressen öffentlich im Internet stehen, werden diese genutzt, um persönliche Hassmails zu verschicken. Außerdem werden bei Hassnachrichten im privaten Bereich Plattformen wie Instagram oder Snapchat genutzt, die eine 24-Stunden-Funktion haben. Da wird es schwierig, solche Inhalte zu verfolgen, wenn die Betroffenen nicht schnell mit der Beweissicherung sind.

ExPO: Wie geht es den Betroffenen, wenn sie mit Hate-Speech konfrontiert werden?

HateAid: Die Betroffenen sind geschockt und fühlen sich ohnmächtig, weil sie nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Das geht mit einem großen Kontrollverlust ein und ruft Ängste hervor.

ExPO: Was ist das Besondere an digitalem Hass im Gegensatz zu analogen Anfeindungen?

HateAid: Digitale Gewalt ist psychische Gewalt. Anders als bei analoger Gewalt, hat man mit keinem direktem oder bekannten Gegenüber zu tun. Stattdessen begegnen Betroffenen nur einer anonymen Masse. Außerdem kann es sehr viele Mitlesende online geben, wenn Hassbotschaften öffentlich gepostet werden. Oft wird das in einem Ausmaß gemacht, dass der Eindruck bei Betroffenen entsteht, dass das die vorherrschende Meinung sei und nicht eine, die von Minderheiten vertreten wird.

ExPO: Wenn eine Person von Anfeindungen im Netz betroffen ist, wie kann sie dann auf Euch zukommen?

HateAid: Im persönlichen Telefongespräch schauen wir erstmal, wie es der Person geht. Dann überlegen wir gemeinsam, was die nächsten Schritte sein könnten.

ExPO: Wie geht Ihr dann gemeinsam vor?

HateAid: Zum einem kann es sein, dass die Person erst einmal emotional stabilisiert werden muss. Danach versuchen wir Beweise zu sichern, zum Beispiel Hassnachrichten. Zudem machen wir Sicherheitsberatung. Gibt es digitale Sicherheitslücken, sind persönliche Daten über die Person im Internet zu finden, wie die Adresse. Wie steht es um die Sicherheit der Passwörter der Person? Außerdem gibt es die Kommunikationsberatung. Wir beraten die Betroffenen darin, wie sie in einer akuten Situation mit Hate Speech umgehen können.

ExPO: Wie sieht das aus?

HateAid: Zum Beispiel können sie ein Statement abgeben und sich von Social Media zurückziehen und die Account-Beratung an eine Drittperson abgeben.

ExPO: Zuletzt, was kann ich persönlich gegen Hate Speech tun?

HateAid: Man kann aus der stillen Mitleser*innenschaft austreten, wenn man Anfeindungen online sieht und möglichst sachlich-argumentative Gegenrede betreiben. Es ist wichtig Solidarität zu Betroffenen zu zeigen. Das Internet ist kein gesetzfreier Raum und es hat Konsequenzen Hass zu verbreiten.

So könnt ihr HateAid erreichen: