Die Medienwerkstatt griff 2022 Potenziale und Herausforderungen der Nutzung digitaler Medien in der politischen Bildung und Extremismusprävention auf. Im Zentrum der Veranstaltung steht die Vermittlung von Fähigkeiten und Wissen, die die Teilnehmenden dazu ermächtigen, Audio- und Videoformate zukünftig zielgerichtet in ihre Arbeit zu integrieren. Durch die vielfältigen fachlichen Hintergründe der Referent*innen (u.a. Journalismus, Filmproduktion, Medienpädagogik und -psychologie) wird ein interdisziplinärer Zugang zum Themenfeld garantiert. Die Medienwerkstatt profitiert durch den Austausch von Wissenschaftler*innen und Mitarbeiter*innen aus der Praxis. Die Veranstaltung richtet sich explizit an alle Mitarbeitenden aus der politischen Bildung und Extremismusprävention. Vorerfahrungen im Bereich Podcasts und Videos sind nicht zwingend erforderlich. Die Fachveranstaltung wurde organisiert vom Projekt „expo-nrw.dok“ und greift auf die Erfahrungen und Strukturen von „ExPO – Extremismus Prävention Online“ zurück.
Medienwerkstatt
Videos, Podcasts und Digitale Medien:
Potenziale für die politische Bildung und Nutzung in der Extremismusprävention
Ausgangslage
Der Trend ist eindeutig: Podcasts und Videos im Internet werden vielfach dazu genutzt, um Kunst oder politische Botschaften zu verbreiten und um effektiv Werbung für das eigene Anliegen zu betreiben. Einfach abrufbar werden sie täglich von Millionen von Menschen privat und beruflich konsumiert. Digitale Medien nehmen zusätzlich auch eine wichtige Rolle in der Vermittlung von Wissen und politischen Inhalten ein. Sie bieten darüber hinaus auch eine Möglichkeit, Zielgruppen zu erreichen, die durch klassische (Print-) Medien mitunter nur schwer zu adressieren sind. Insbesondere Videos werden jedoch häufig von extremistischen Gruppierungen genutzt, um Anhängerschaft zu rekrutieren und antidemokratische Ideologien zu propagieren. Seit einigen Jahren sind aber auch Organisationen und Initiativen aus der politische Bildung und Extremismusprävention in diesem Bereich aktiv und setzen zunehmend Videos und Podcasts für ihre Arbeit ein. Hierbei ergeben sich zahlreiche Potenziale und Herausforderungen, die die Medienwerkstatt aufgreift, um für eigene Produktionen die gewünschten Resultate zu erzielen. Übergeordnetes Ziel der Veranstaltung ist somit die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten, wie Akteur*innen der Bildungsarbeit, Audio- und Videoformate erstellen und für ihre Arbeit nutzen können.
Zielgruppe
Die Medienwerkstatt richtet sich an Fachkräfte aus Bereichen der politischen Bildung sowie der Radikalisierungs- und Extremismusprävention. Angesprochen sind Mitarbeitende aus der Praxis, die mediale Erzeugnisse bereits in ihre Arbeit integriert haben oder in Zukunft integrieren möchten.
Aufbau und Ziele
Die Medienwerkstatt besteht aus drei Modulen, die ein grundlegendes Verständnis für den Einsatz digitaler Formate in der politischen Bildung und Extremismusprävention vermitteln und praktische Impulse für die Herstellung eigener Audio- und Videoformate geben. Durch eine Mischung aus Inputs, Erfahrungsberichten, Diskussionen und praktischen Übungen wird der Arbeitsprozess von der Ideenfindung über Recherche und Konzeptverschriftlichung bis hin zur Erstellung und Verbreitung medialer Erzeugnisse vertieft und eingeübt.
Inhalte und Themen
Modul 1: Trends & Potenziale digitaler Medien aus wissenschaftlicher Perspektive // Praxisbericht aus dem Bereich des religiös begründeten Extremismus
Das erste Modul gibt eine wissenschaftliche Einführung zur Rolle digitaler Medien in der politischen Bildung und Präventionsarbeit. Das Modul zeigt aktuelle Trends der Mediennutzung in der Praxis und die damit verbundenen Potenziale und Herausforderungen. Die Teilnehmenden erhalten einen Überblick über den Einsatz digitaler Medien im Arbeitsfeld „Islamistischer Extremismus“ und profitieren durch den Austausch mit und den Erfahrungen von Praktiker*innen.
Dr. Josephine B. Schmitt ist wissenschaftliche Koordinatorin am Center for Advanced Internet Studies (CAIS) in Bochum. Sie forscht u.a. zu Inhalt, Verbreitung und Wirkung von Hate Speech, Propaganda und (politischen) Informationsund Bildungsangeboten im Internet. Zudem entwickelt sie didaktische Konzepte u.a. im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb)
Charlotte Leikert ist Kommunikationswissenschaftlerin und Fachreferentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus (BAG RelEx). Sie studierte Kommunikationswissenschaft und Psychologie (B.A.) in Jena und Nizza sowie „Medien und Politische Kommunikation“ (M.A.) an der Freien Universität in Berlin. Gemeinsam mit weiteren Kolleginnen setzt sie den Podcast KN:IX talks im Rahmen des Kompetenznetzwerks „Islamistischer „Extremismus“ (KN:IX) um.
Modul 2: Journalistische Standards & Interviewtechniken // politische Bildung in Podcasts – Einblicke aus der Praxis
Das zweite Modul beinhaltet einen Einblick in journalistische Qualitätsstandards, ethische Aspekte und geht der Frage nach, inwieweit diese Kriterien zugleich für die Bildungsarbeit und Extremismusprävention gelten. Zudem steht die Beschäftigung mit dem Medium Podcast im Mittelpunkt dieses Moduls. Es beschäftigt sich mit der Frage, was das Besondere an diesem Audio-Medium ist und welche Typen es gibt. Darauf aufbauend werden verschiedene Interviewtechniken dargestellt und eingeübt. Abgerundet wird das Modul mit einer Projektvorstellung aus dem Bereich Online-Journalismus.
Alexander Brauer ist Diplom-Journalist, freiberuflicher Radio- und Fernsehmoderator und Producer von Podcasts, Hörfunktrailern und Videobeiträgen. Er steht regelmäßig als Moderator der WDR-Lokalzeit aus Dortmund vor der Kamera und war langjähriger Nachrichtenredakteur bei Radio Bremen. Ihn begeistern sowohl die redaktionelle als auch die technische Seite der elektronischen Medien.
Hatice Kahraman ist Redaktionsleiterin der Jugendredaktion Salon5 von CORRECTIV und ist tagtäglich hautnah an der Generation Z. Sie arbeitet mit jungen Menschen zwischen 13 und 18 Jahren zusammen, zeigt ihnen das journalistische Handwerk und berichtet aus der Lebenswelt junger Menschen. Sie hat Journalismus und Politikwissenschaften studiert, arbeitete für den WDR, für Spiegel online und für die dpa. Danach volontierte sie bei CORRECTIV und lernte die investigative Recherche kennenlernen. Seitdem verbindet sie Recherche mit Journalismus für Jugendliche.
Modul 3: Filme aus medienpädagogischer Perspektive // Erstellung & Verbreitung von Videos
Das dritte Modul rückt das Medium Video in den Fokus. Anhand von Videoanalysen werden die gestalterischen Elemente auf ihre Wirkung hin untersucht. Das Modul zeigt zudem, welche Aspekte bei der Planung zur Erstellung eines Videos berücksichtigt werden müssen. Abgerundet wird das Modul mit der Frage, wie die Videos möglichst effektiv und effizient über das Internet verbreitet werden können.
Andreas von Hören ist Medienpädagoge, Dokumentarfilmemacher und Geschäftsführer des Medienprojekts Wuppertal. Das Medienprojekt Wuppertal ist die größte und ambitionierteste Nachwuchsfilmeinrichtung in Deutschland mit dem Schwerpunkt Dokumentarfilm. Die Filme von jungen Filmemachenden werden nach der Kinopremiere über einen eigenen Verlag als Bildungsmittel vertrieben. Ein inhaltlicher Schwerpunkt sind Filme zur politischen Bildung und gegen Diskriminierung.
Hubertus Koch ist freier Journalist und Filmemacher. Seit seinem Debütfilm „Süchtig nach Jihad – der Film eines kleinen Jungen“ (2014) arbeitete er für Öffentlich-Rechtliche und private Sender sowie das Online-Angebot funk. Seit Oktober 2020 finanziert er seine Filme über Crowdfunding und veröffentlicht diese unabhängig und ohne Sender und Produktionsfirmen unter der Marke „HubiKochOriginals“ auf seinen Social Media Kanälen.